Bunt wie ein Papagei

mit leuchtendem blaugrünem Bauch, kastanienbraunem Rücken und gelber Kehle einfach ein schöner Vogel. Jedes Jahr im Mai kommen sie zurück, sie überwintern in Afrika und legen bis zu 10.000 km zurück, um in ihr Brutgebiet in den Kaiserstuhl zu kommen.

Dieses Jahr wollte ich mir die Zeit nehmen und sie den Sommer über fotografisch begleiten. Anfang Juni war es so weit, ich hatte frei und packte meinen Rucksack. 5 Uhr ging es los Richtung Kaiserstuhl. Leider regnete es, ich hoffte aber auf Wetterbesserung. Nach 1,5 Stunden Fahrt kam ich an meinem Ziel an und es hatte zum Glück aufgehört zu regnen.

Ich wurde von einem Meer aus Mohnblumen empfangen, die tief stehende Morgensonne sorgte für das perfekte Licht. Ich richtete meine Kamera aus und begann zu fotografieren. Durch den aufkommenden Wind bekam ich im Bild einen wischeffekt , den ich noch durch eine kleine Blende ( d.h. große Blendenzahl) und eine längere Belichtungszeit verstärkte.

Fast hätte ich mein eigentliches Ziel aus den Augen verloren, die Bienenfresser. Nach kurzem Fußmarsch kam ich an meinem Ziel an, mit ihrem bunten Gefieder konnte man die Bienenfresser schon von weitem in den Weinbergen sitzen sehen. Mein Plan war, sie oberhalb der Steilwand aus zu fotografieren. Dazu schlich ich mich im großen Bogen um die Bruthölen herum. Oben angekommen, legte ich mich auf den Bauch und arbeite mich langsam vorwärts, immer die Kamera in der Hand. Das hatte ich mir auch einfacher vorgestellt, als Kind war es bestimmt auch spaßiger. Aber so kam ich ungesehen an mein Fotoobjekt. Hatte ich schon erwähnt, es hatte am Morgen noch geregnet, meine Kleidung bekam so eine Schlammfarbe, also die totale Tarnung. Aber die Kamera blieb sauber 🙂

Als ich mich genug durch den Schlamm gekämpft hatte, war eh schon egal wie ich aussah, spähte ich vorsichtig über die Kante. Da saßen sie , schnell richtete ich meine Kamera und schoß die ersten Bilder. Sie waren so mit ihrer Balz beschäftigt, das sie gar keine Notiz von mir nahmen, ich war ja auch super getarnt.

Immer wieder versuchte das Männchen seine Angebetete mit einem Brautgeschenk für sich zu gewinnen. Einmal konnte ich sogar beobachten, daß ein Weibchen von zwei Männchen Geschenke entgegen nahm. Faszinierend wie das Männchen mit akrobatischen Flugkünsten seiner Beute nachjagt. Ist das Weibchen dann mit dem Geschenk zufrieden, sucht sie dann ihren Partner aus. Aber erst wenn sie eine ganze Nacht eng aneinander gekuschelt geschlafen haben gelten sie als Paar.

Das Schauspiel dauerte den ganzen Vormittag, ich war so gefesselt , daß ich fast die Zeit vergaß. Das vermehrte zwicken und zwacken in meiner Kleidung holte mich dann doch in die Wirklichkeit zurück. Wiedermal dachte ich über die Anschaffung eines Tarnzeltes nach, wäre doch etwas bequemer.

Zufrieden mit meine Ausbeute kehrte ich zu meinem Auto zurück, zum Glück hatte ich Kleidung zum wechseln dabei. Zu Hause angekommen bestellte ich erstmal ein Tarnzelt 1,20-1,20 m  😉

In der nächsten Zeit besuchte ich immer wieder die Kolonie. Jedesmal war ich aufs neue fasziniert von den kleinen farbenfrohen Vögeln. Mittlerweile haben sie ihre Bruthöhle gegraben, die bis zu 2 m lang sein kann. Wenn ich mir das vorstelle, wie viel Arbeit das  für den 27- 30 cm groß3n Vogel ist. Er muß fast 7 mal seine eigene Größe ausgraben, wenn ich das machen würde, müßte ich 11,5 m graben. Eine beachtliche Leistung für so einen kleinen Vogel. Nach dem Graben der Bruthöhle legt das Weibchen seine Eier, die dann abwechselnd bebrütet werden.

Mein Wunsch war es die Jungvögel zu sehen. Ich rechnete mir den Auszugstermin aus, 21 Tage dauert es bis die Jungvögel ausschlüpfen, dann noch 28 Tage Nestlingszeit, mal schauen ob ich zur rechten Zeit am richtigen Ort bin.

Mein letzter Besuch bei den Bienenfressern war Anfang August, ich hatte mir ein paar Tage frei genommen. Mit neuem Tarnzelt im Gepäck fuhr ich das letzte mal zu meinen Freunden. Zu Hause hatte ich schon mal geübt. Tarnzelt aufbauen war ja keine Schwierigkeit, aber das zusammenfalten war schon eine Herausforderung, 9 von 10 mal klappte es nicht, wer schon mal ein Tarnzelt zusammengefaltet hat, weiß was ich meine. 🙂

Ich war vor Sonnenaufgang vor Ort, alles war noch ruhig. Im Zelt wartete ich dann bequem auf meine Freunde. Mit aufgehender Sonne streckten die ersten Jungvögel ihren Kopf aus der Höhle und warteten bettelnd auf’s Frühstück. Es war ein wildes Durcheinander, überall wurde gefüttert, manche Jungvögel versuchten die ersten Flugversuche. Einige Elterntiere flogen mit Beute im Schnabel mehrmals vor der Bruthöhle vorbei und setzten sich dann auf einen Ansitz. Sind die Jungvögel dann hungrig genug verlassen sie freiwillig das Nest. Was Eltern alles anstellen um die Kinder aus dem Haus zu bekommen . 😉

In wenigen Tagen waren alle Bruthöhlen verlassen, die Bienenfresser sammelten sich. Der Rückflug ins Winterquatier stand bevor.

Ich hatte gelesen, daß sie in festen Gruppen in den Süden und wieder zurück ziehen, sie sind sozusagen die ganze Zeit mit ihren Buddys unterwegs. Ich finde ein schöner Gedanke.

Waren tolle Bienenfresser-Monate und ich freue mich schon auf das nächste Jahr.

Als Dank für das mitgebrachte Futter bekam ich dann sogar noch ein Privatkonzert vor Ort. Gebannt lauschte ich dem Gesang und war ganz glücklich, so etwas miterleben zu dürfen. Wirklich ein toller Vogel und mit Recht Vogel des Jahres 2021.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert